Die Blicke der Menschen treffen mich hart und ich möchte vor Scham im Boden versinken. Ich zittere am ganzen Körper. Schweiß tropft von meinen Schläfen. Mein Puls befindet sich jenseits von Gut und Böse und ich habe Mühe, noch Luft zu bekommen. Langsam aber doch erstarrt mein ganzer Körper. Innerlich schreie ich so laut ich kann doch nach außen dringt kein Ton. Meine Augen weiten sich und mein Mund öffnet sich. Ich verziehe mein Gesicht zu einer furchteinflößenden Grimasse und mein Augenlicht erlischt. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper. Nun kann ich nicht mehr sprechen und auch ein Aufstehen wäre undenkbar. Ich kann von Glück reden, dass ich heute nicht alleine unterwegs bin. Durch Körperkontakt und drücken der Hände meiner Begleiterin kann ich ihr zu verstehen geben, dass ich nicht fähig bin, an der geplanten Haltestelle auszusteigen. Na dann drehen wir mal wieder eine Extrarunde. Was ist passiert? Nichts ist passiert. Nichts, das ein anderer Mensch erkennen könnte. Ich habe lediglich jemanden auf dem Bahnsteig stehen sehen, der aussah wie mein Peiniger vor 10 Jahren und begab mich gedanklich unfreiwillig wieder in diese Situation.
Alle Menschen machen im Leben schlechte und unangenehme Situationen durch. Die Gedanken daran verblassen mit der Zeit und man kann sich danach wieder auf neue Ereignisse fokussieren. Bei einem Trauma ist dies jedoch nicht der Fall. Ein Körper kann viele Schläge, Tritte oder sonstige schlimme Verletzungen durch Mitmenschen hinnehmen. Die Wunden werden heilen und es bleiben höchstens unschöne Narben am Körper zurück. Die Schmerzen in der Seele bleiben jedoch ein Leben lang vorhanden. Kein Arzt kann sie Dir nehmen und keine Tablette die unerträglichen Qualen lindern.
Autorin: Madlen